Europäischer Wasserscheideweg und Rothenburg ob der Tauber 2017

26.06.2017 – 04.07.2017

Allgemeine Informationen

Wenn ich von „wir“ spreche, meine ich damit meine Frau Maria und mich, Markus. Die Wanderung entlang des europäischen Wasserscheidewegs haben wir über den Tourismusverband Romantisches Franken gebucht. Dies funktionierte problemlos und gut. Die Preise waren in Ordnung. Das Gepäck wurde von Station zu Station gebracht, sodass wir ausschließlich mit Kamera und Tagesrucksack unterwegs sein konnten. Probleme gab es hierbei keine, unser Gepäck wartete immer schon in der nächsten Unterkunft auf uns. Die drei Nächte in Rothenburg ob der Tauber im Bayerischen Hof habe ich dann entsprechend privat über das Internet hinzugebucht. Zu der Qualität der Zimmer steht an den jeweiligen Tagen eine kurze Bemerkung.

Negativ fiel beim Tourismusverband auf, dass sie keinerlei Hinweise zu Kartenmaterial geben konnten. Weder am Telefon noch in Ansbach selber war es möglich zu erfahren, welche Wanderkarten man zusätzlich zur Planung kaufen kann. Es gab nur das relativ ordentlich beschriebene, aber sehr kurz gefasste Heftchen zum Weg mit eher schlechtem integrierten Kartenmaterial und ohne Höhenmeterangaben bei den Wanderungen. Eine gute Basis zur Vorbereitung ist das nicht. Ein sehr netter Buchhändler in Ansbach hat uns dann kompetent und gut beraten. Es gibt, wenn man zusätzliches Kartenmaterial haben möchte, zwei Möglichkeiten:

  • Eine einzige Karte für den gesamten Weg (Maßstab 1:50.000) z.B. Naturpark Frankenhöhe vom Landesamt für Vermessung Bayern (UK50-17) für 8,90 €.
  • Drei einzelne Karten für verschiedene Abschnitte des Weges (Maßstab 1:25.000) mit eingezeichneten Wanderwegen. Sehr schönes Kartenmaterial ebenfalls vom Landesamt für Vermessung Bayern! Gebraucht werden dann die Karten ATK25-H07 (Ansbach), ATK25-H06 (Leutershausen) undATK-G06 (Bad Windsheim) für jeweils 8,90 €.

Braucht man die Karten denn nun wirklich? Ich würde mit einem klaren „Jein“ antworten. Der Weg ist insgesamt schon sehr gut beschildert, an einigen Stellen kann man die Ausschilderungen allerdings übersehen und selten fehlen sie auch mal an wichtigen Stellen, Details dazu im weiteren Text. Wenn wir erst einmal den falschen Weg beschritten hatten, haben uns die Karten schon besser geholfen als die kleinen Karten im Heft des Tourismusverbandes. Auch haben sie uns eine bessere Vorbereitung und Orientierung für den nächsten Tag geboten, insbesondere da die Tagestouren auf Grund der ausgesuchten Gästehäuser etwas von dem eigentlichen Weg abwichen und die Zuwegungen zu den Hotels wenig bis gar nicht ausgeschildert waren. Wer Kartenmaterial mag, sollte zugreifen, ansonsten hilft natürlich auch immer gut ein GPS im Handy weiter, wenn man nicht genau weiß, wo man ist (ich empfehle die App: „Pocket Earth“). Dem Tourismusverband würde ich dringend empfehlen Wegbeschreibungen zu den gebuchten Hotels zu den Unterlagen zu legen, wenn diese sich nicht direkt am Weg befinden.

26.06.2017 Ansbach

Da wir am Nachmittag uns noch in Ruhe Ansbach anschauen möchten und man morgens einfach entspannter Auto fährt, brechen wir bereits um kurz nach sechs mit dem Auto auf. Die Fahrt verläuft trotz der Unmengen an Baustellen auf der A45, A3 und A7 und sogar in Ansbach selber problemlos, die 433km sind in 5 ½ Stunden geschafft. In der Zeit ist allerdings auch eine sehr lange (etwa 45 Minuten) Frühstückspause an einem schönen Autobahnrasthof an der A45 (Ausfahrt 41 Langenselbold-West) enthalten. Die Zimmer in unserem Hotel Fantasie sind um die Uhrzeit natürlich noch nicht bezugsfertig und so lassen wir erst einmal nur das Gepäck im Foyer und fahren mit dem Auto zum Park-and-Ride-Platz am Bahnhof, wo es die nächsten Tage unterkommen wird. Das Parkhaus ist mit 1,- € pro Tag extrem günstig. Wir bezahlen von Montagvormittag bis zum Samstagabend insgesamt 5,50 €. Der Rückweg zum Hotel führt uns vom Bahnhof aus in die tollen Residenzgärten. Kleine gepflegte Gartenabschnitte wechseln sich mit weitläufigen Wiesen und Baumbeständen ab. Die Anlage ist sehr liebevoll angelegt und gut gepflegt. Wir halten uns eine gute Stunde darin auf. Dann kehren wir ins Hotel zurück und beziehen wir unsere Zimmer. Das Hotel ist sauber und die Zimmer sind geräumig und völlig in Ordnung. Anschließend statten wir der Innenstadt einen Besuch ab. Die Stadt ist sehr lebendig, überall sind Leute unterwegs, viele Cafés und kleine Läden laden zum entspannten Bummeln ein. Die Sonne scheint heiß vom Himmel und wir lassen es ganz gemütlich angehen. Um 17:00 Uhr soll am Rande der Innenstadt die Pizzeria Toscana ihre Pforten öffnen. Wir haben Hunger und Durst und lassen uns um kurz vor fünf schon einmal in die Stühle des Biergartens fallen. Leider ist um 17:20 die Tür immer noch zu, die Lichter aus. Heute will man wohl kein Geld verdienen. Ein erneuter Blick auf die Ladentür. Die Öffnungszeiten sind korrekt, aber die Tür zu. Also gehen wir langsam wieder in die City und finden zentral die Pizzeria „Le Fiamme“. Hier werden wir freundlich und zügig bedient, das Essen ist gut und nicht zu teuer. Was will man mehr! Danach geht es zurück ins Hotel. Für den kommenden Tag wollen wir fit sein.

27.06.2017 Ansbach – Colmberg

Zuwegung vom Hotel zum Wasserscheideweg: 2km

Etappe des Wasserscheidewegs: 24 km

Umwege auf Grund mangelhafter Beschilderung: 1 km

Zuwegung vom Wasserscheideweg zum Hotel: 1 km

Gesamt: 28 km

Höhenmeter: 331

Dauer (incl. Pausen): 7 ½ Stunden

Heute steht gleich zu Beginn die längste Etappe der Reise an, die durch die Zuwegungen zu den Hotels zusätzlich verlängert wird. Um 07:30 Uhr klingelt der Wecker und nach einem guten Frühstücksbuffet starten wir um 09:00 Uhr bei leichtem Nieselregen auf unsere Tour. Zuerst müssen wir zum Bahnhof, von hier soll die Zuwegung zum Wasserscheideweg ausgeschildert sein. Die gelben Wegweiser haben wir allerdings nicht gefunden und laufen daher auf gut Glück weiter. Irgendwann schauen wir etwas hilfesuchend auf unser Kartenmaterial, als eine ältere Frau uns anspricht und uns dann ganz selbstverständlich bis zum Beginn des Wasserscheidewegs geleitet. Vielen Dank! Die Ausschilderungen müssen hier aber dringend (wie bei allen Zuwegungen) überarbeitet werden.

Mittlerweile hat der Regen aufgehört und es lockert schnell auf. Die Sonne bricht durch. Bald sind wir aus der Stadt heraus und wandern entlang ein paar Feldern in Richtung Wald. Feuchtigkeit steigt auf, es wird schnell schwülwarm und drückend. Durch das Tal des Dombaches entfernen wir uns von Ansbach und nehmen an Tempo auf. Begleitet werden wir dabei von vielen großen Weinbergschnecken mit schönen gemaserten braunen oder weißen Häusern auf dem Rücken.

Im gesamten Verlauf des Wasserscheidewegs wird man darüber informiert, wenn man die Wasserscheide kreuzt oder aber sie ein Stück begleitet. An Bächen oder Weihern zeigen Schilder den Verlauf des Wassers an, entweder über den Rhein in die Nordsee oder aber über die Donau in das Schwarze Meer.

Erstaunlich schnell erreichen wir den ersten Wegepunkt Elpersdorf. Hier findet sich an der kleinen Kirche (kurzer Abstecher vom Weg) ein liebevoll gestalteter Wasserscheidebrunnen. Die B14 queren wir und gelangen dann über asphaltierte Straßen in Richtung Wüstenbruck. Dann biegt der Weg plötzlich und ohne Ausschilderung in den Wald ab, ein erster großer Faux-Pas in der Ausschilderung. Unseren Fehler bemerken wir erst, als wir in dem kleinen Ort Wüstenbruck sind und keine weitere Schilder mehr sehen. Wir kehren um und gehen in den Wald hinein. Längere Zeit folgen wir dem Waldweg, bis wir auf einer Lichtung stehen und ebenfalls wieder keinerlei Ausschilderung vor uns haben. Wir kehren erneut zurück und finden ein sehr schlecht lesbares, verwittertes Schild zum Waldrand hin.

Nun führt uns der Weg auf einer Wiese am Waldrand entlang. Diese Art der Wege wird uns noch oft begegnen. Teils durch hohes ungemähtes Gras, teils über gemähte Wiesen, manchmal ist der Weg gar nicht als solcher zu erkennen.

Eine ganze Zeit bleibt dieses Bild aus Wald zur einen Seite und Wiesen und Feldern zur anderen uns nun erhalten. Keine Menschenseele ist zu sehen, überhaupt haben wir abseits von Orten oder Bauernhöfen auf den gesamten 100 km nie einen anderen Wanderer getroffen. Stattdessen bewundern wir eine Armada von unterschiedlichen Schmetterlingen, die sich in den Wiesenblumen tummeln und die Sonne genießen.

In einem kleinen Waldstück, welches wir queren, finden wir den Gumbertusbrunnen, benannt nach einem Heiligen, der in dieser Gegend gelebt und an dem Brunnen getauft hat.

Jetzt führt der Weg lange durch schönen Mischwald, der Schatten ist fast eine Wohltat. Kurz vor Colmberg verlassen wir mit müden Füßen den Wald und sehen in der Ferne dunkle Wolken aufziehen. Wir beeilen uns und erreichen nach kurzem Aufstieg um 16:30 Uhr nahe der imposanten Burg unsere Unterkunft im alten Gutshof. Das Gepäck steht bereits auf dem großen, einfachen, aber schönen Zimmer und wir freuen uns den Schweiß und Staub der Straße abduschen zu können. Bald beginnt es zu regnen.

Nach einer Pause gehen wir nach unten in die Gaststätte. Für mich gibt es eine riesige Portion vorzüglicher Käsespätzle, für Maria einen großen Salatteller mit Putenbruststreifen. Beides ist ehr zu empfehlen und preislich eigentlich für das Gebotene viel zu günstig. Außer uns sind noch viele Radfahrer vor Ort, andere Wanderer sehen wir auch hier nicht.

28.06.2017 Colmberg - Wildbad

Zuwegung vom Gästehaus zum Wasserscheideweg: 1 km

Etappe des Wasserscheidewegs: 18 km

Umwege auf Grund mangelhafter Beschilderung: knappe 2 km

Zuwegung vom Wasserscheideweg zum Hotel: 300 m

Gesamt: 21 km

Höhenmeter: 375

Dauer (incl. Pausen): 5 1/4 Stunden

Der Wecker klingelt erneut um 07:30 Uhr. Das Frühstücksbuffet ist klein, aber völlig ausreichend und liebevoll angerichtet. Vom Tourismusverband bekommen wir über den Gastwirt noch zwei schöne und geräumige Butterbrotdosen mit dem Logo des Wasserscheidewegs überreicht. Die Nacht über hat es wohl ausdauernd geregnet und auch während des Frühstücks kommt kräftiger Regen herunter. Um 08:45 Uhr starten wir unsere zweite Etappe daher in Regenjacken und mit mäßiger Laune. Die Zuwegung zum Wasserscheideweg ist wieder kaum ausgeschildert, gelbe Schilder sind hier wirklich Mangelware. Bis Obersulzbach bekommen wir auf Grund der Kapuzen und des heruntertropfenden Regens von der Schönheit der Strecke daher wenig mit, nach einer knappen Stunde hört der Regen endlich auf, erst zum Nachmittag zeigt sich jedoch die Sonne.

Nachdem wir Obersulzbach durchquert haben, steigen wir langsam über einen Feldweg an. Hier biegt der Wasserscheideweg abrupt nach rechts ab, die Ausschilderung verpassen wir aber und irren daher eine ganze Weile durch Wald und Wiese, bis wir mit Hilfe des Handy-GPS endlich den richtigen Weg wiederfinden.

Entlang eines Waldrandes geht es wieder über naturnahe, ruhige Wege langsam bergan. Die Steigungen sind im gesamten Verlauf des Wasserscheidewegs gering ausgeprägt und meistens flach, ein sehr angenehmes Laufen.

Immer mal wieder sehen wir Rehe, Hasen und auch den ein oder anderen Fuchs unseren Weg kreuzen, im Wald ist die Ruhe herrlich. Kurz bevor wir den Schafsee erreichen, biegt der Weg noch einmal scharf nach links in den Wald ab, eine kurze Steigung bringt uns zu einem Sendemast des bayerischen Rundfunks. Wir befinden uns nun auf dem Büttelberg, mit 535 m die höchste Erhebung der Frankenhöhe. Am Schafsee finden wir eine der wenigen Bänke entlang des Weges und machen unsere Rast unter einem Baum, aus dem in der kurzen Zeit drei Zecken auf uns fallen. Hier ist Vorsicht angesagt! Auf Grund der häufigen hohen Wiesen über die man läuft, sollte der Weg sowieso auch bei gutem Wetter besser nur mit langer Hose und vor allem wasserdichten Schuhen gegangen werden.

Der folgende Wegabschnitt führt am Rande der Frankenhöhe entlang. Nach Norden fällt die Hochebene um bis zu 150 Meter steil ab, der wunderschöne Ausblick, der bis zur Rhön reicht, wird aber leider fast vollständig von Bäumen verdeckt. Nur manchmal zeigen sich kleine Lücken, durch die man die Landschaft erahnen kann. Schade.

Bald haben wir dann den Hirschteich erreicht und direkt dahinter unser Ziel: Wildbad, ein altes Mineralbad, dessen Quellen bereits zu Zeiten von Kaiser Lothar (1125 – 35) bekannt waren. Das erste Haus entstand 1487 und wurde dann immer wieder erweitert und vergrößert. Nach starken Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg und auch im Zweiten Weltkrieg mussten die Gebäude immer wieder neu aufgebaut werden. Bis 1968 wurde hier noch ein Kneippbad betrieben, seit 1980 ist es ein Hotel und Waldgasthof. Die Zimmer sind neu ausgestattet, die Bäder modern. Das Essen im mittlerweile sonnigen Hof war das beste auf unserer ganzen Tour. Empfehlenswert! Nur die zwei Pfaue, die im Hof stolzieren, machen mit ihren Rufen leider einen Mordslärm.

29.06.2017 Wildbad - Kirnberg

Zuwegung vom Gästehaus zum Wasserscheideweg: 300 m

Etappe des Wasserscheidewegs: 18 km

Zuwegung vom Wasserscheideweg zum Hotel: 2 km

Gesamt: 20,3 km

Höhenmeter: 200

Dauer (incl. Pausen): 5 1/4 Stunden

Die heutige Etappe würde laut Reiseführer von Wildbad nach Neusitz führen und wäre mit 12,5km mit Abstand die kürzeste und leichteste Route. Auf Grund unserer Unterkunft in Kirnberg wandern wir aber ein ganzes Stück über Neusitz auf dem Wasserscheideweg weiter und verlängern die Etappe entsprechend. Dies kommt uns am letzten Tag zu Gute, wo die Etappe damit etwas kürzer ausfällt.

Heute ist bereits Regen angesagt, der sich zum Nachmittag hin verziehen soll. Daher schlafen wir etwas länger und stehen erst um 08:15 Uhr auf. Das Frühstücksbuffet ist in Ordnung, kommt an die Qualität der Zimmer und des Abendessens aber nicht heran.

Um 09:25 starten wir bei deutlichem Regen, die große Kamera bleibt daher sicher verstaut im Rucksack. Die wenigen Bilder sind mit dem Smartphone aufgenommen.

Bis Neusitz laufen wir 13km durch Regen. Die Strecke von Wildbad bis Neusitz ist unabhängig vom Wetter allerdings mit Abstand die unattraktivste der ganzen Wanderung. Der Weg führt fast ausnahmslos durch Nutzwald, häufig über geschotterte Forstwege, die schnurgeradeaus verlaufen und das über weite Strecken. Die Krönung ist eine Kreuzung, an der vier identisch aussehende, geschotterte Wege auf uns zulaufen und alle Wege sind bis zum Horizont mit dem Auge als langer Streifen zu verfolgen, keine Kurve, nichts. Etwas Abwechslung bietet sich vor Norderberg, wo wir den Wald kurz verlassen. Am Wegesrand liegt ein Freibad, ein liebevoll als Ranch hergerichteter Reiterhof und ein Erlebnis-Barfußpfad. Dann hat uns der nächste Waldabschnitt schon wieder.

Bei Neusitz queren wir eine Bundesstraße und haben damit eigentlich unsere Etappe bereits absolviert. Aber unser Weg führt uns noch ein Stück weiter durch den Wald. Jetzt wird es etwas schöner, der Weg führt wieder entlang des Randes der Frankenhöhe durch Wildwald, die Wege naturbelassen mit teils hohen Gräsern. Bei dem nassen Wetter durchweichen die Schuhe leider schnell und die Socken saugen sich mit Wasser voll. Dafür hat es mittlerweile aufgehört zu regnen. Auch auf dieser Tour gibt es fast keine Bänke und erst recht keine Schutzhütten, in denen man im Trockenen eine Pause einlegen könnte. Daher muss heute mal im Stehen gegessen werden. Hier könnte man eindeutig die Wegqualität steigern.

Nach guten 5 km ist dann der Abstieg nach Kirnberg erreicht. Hier verlassen wir den Wasserscheideweg und beginnen mit dem Abstieg von der Frankenhöhe. Eine einmalige Ausschilderung weist auf das Hotel hin, danach ist man auf sich alleine gestellt.

2 km und einen Höhenunterschied von knappen 100 Metern später sehen wir gegen 14:45 Uhr unsere Unterkunft „Zur Linde“ vor uns liegen. Eine typische Dorfgaststätte, etwas veraltetes Inventar, im Zimmer leider ein leichter Rauchgeruch in der Luft. Das Bad ist sehr klein. Insgesamt ist es die schlechteste Unterkunft unserer Reise, aber immer noch völlig ausreichend! Am Abend ist das Lokal erstaunlich gut gefüllt, wir bekommen nur noch einen Platz im großen Saal, der sich dann um halb sieben mit einer Busladung Senioren füllt. Zum Glück sind wir da mit dem Essen schon fast fertig. Das Essen selber ist ebenfalls in Ordnung, aber keine Meisterleistung. Meine Käsespätzle kommen an die in Colmberg weder von der Qualität noch von der Menge heran, Marias Schnitzel ist auch nicht mit dem im Wildbad zu vergleichen.

30.06.2017 Kirnberg - Unteroestheim

Zuwegung vom Gästehaus zum Wasserscheideweg: 2 km

Etappe des Wasserscheidewegs: 18,2 km

Zuwegung vom Wasserscheideweg zum Hotel: 1,6 km

Gesamt: 19,8 km

Höhenmeter: 300

Dauer (incl. Pausen): 6 1/4 Stunden

Als ob Franken etwas wieder gut machen möchte, ist heute wirklich alles anders als gestern. Uns steht die schönste Etappe des Weges bevor, das Wetter ist perfekt zum Wandern geeignet und selbst unsere Unterkunft überrascht uns mit einem kleinen, aber tollen und liebevoll angerichteten und ausgewählten Buffet zum Frühstück.

Um 08:50 Uhr starten wir bei mildem Sonnenschein. Die Temperaturen bewegen sich bei angenehmen guten 20 Grad, einzelne schöne Quellwolken bringen immer mal wieder Schatten, ein kühler teils böiger Wind begleitet uns.

Die 2 km lange Zuwegung zum Wasserscheideweg bringen wir rasch hinter uns und wandern durch den hübschen Wildwald bis Oberbreitenau. Dann führt uns der Weg bis Schönbronn über Felder und Wiesen, eine Unzahl an Grillen springt vor unseren Füßen hoch. In Schönbronn ist die Ausschilderung mal wieder sehr schlecht, aber wir finden uns dank Karte zurecht. Der Weg führt entlang eines wunderbar angelegten Golfplatzes zum sogenannten Dragonergrund. Ein toller Blick über saftige Wiesen, Weiden und Felder belohnt uns. An der anderen Seite des Tals steigt der Hang wieder leicht an und wir sehen die ersten Häuser und das Schloss von Schillingsfürst liegen.

Der Weg führt uns natürlich erst einmal ins Tal, immer wieder locken weitläufige Aussichten. Kurz vor Schillingsfürst kommen wir dann erneut im Wald an, ein kleiner Bachlauf mäandert am Grund des Tals, kurz wird der Weg eng und drückt sich an den Berghang. Ein paar Holzbrücken und Stufen helfen beim Überwinden von Hindernissen.

Unsere Mägen melden sich und wir würden sehr gerne eine Pause einlegen. Leider sind auch in diesem Abschnitt keinerlei Bänke zur Rast zu finden. Daher verlassen wir ein wenig ungeduldig den Wald und beginnen mit dem Aufstieg nach Schillingsfürst. Etwa auf halber Höhe an einem kleinen Weiher gelegen kommt dann die ersehnte Bank in Sicht. In der Sonne lassen wir es uns schmecken.

Schillingsfürst hat einen interessanten Ortsaufbau. Auf einem schmalen Hang liegt die Burg mit vorgelagerten Räumlichkeiten, in denen heute Restaurants und Wirtschaften zu finden sind. Von Norden kommend steigt man über Felder zur Burg empor, durchquert die Häuserreihe und schaut direkt auf der anderen Seite an den Terrassen der Wirtschaften hinunter ins Tal. Man kann seinen Blick über den Ort, seine zwei Kirchen und weit ins schöne Frankenland hinein schweifen lassen. Damit beginnt ein steiler Abstieg in den Ortskern und die heutige Etappe wäre theoretisch beendet.

Uns führt es heute aber noch ein Stückchen weiter, aus dem Ort heraus. Hier lohnt sich immer mal wieder der Blick zurück, auf die Burg hoch oben auf dem Berg. Auf Grund der Entwässerung des Burgdaches „entscheidet“ sich ein Regentropfen mit dem Aufkommen auf dem Dach, ob er zur Nordsee oder zum Schwarzen Meer gelangt. Die nördliche Seite wird in einen Fluss drainiert, der über den Main und Rhein zur Nordsee gelangt, die südliche Seite in die Wörnitz, die über die Donau zum Schwarzen Meer fließt.

Langsam wird der Autobahnlärm stärker. Auch wenn wir sie noch nicht sehen, wir nähern uns eindeutig der A7. Nach der Unterquerung der Autobahn verlassen wir zeitnah den Wanderweg und folgen der mal wieder sehr schlechten Ausschilderung zu unserem Hotel. Den Landgasthof „Schwarzer Adler“ erreichen wir um 15:05. Uns erwartet ein geräumiges Zimmer und ein leckeres Essen auf der sonnigen Terrasse. Nur der gebackene Schafskäse ist leider absolute Tiefkühlkost und entspricht nicht dem Credo des Hauses mit frischen, regionalen Produkten zu kochen. Dafür ist mein Rührei mit Pfifferlingen grandios gut abgeschmeckt. Insgesamt haben wir überall in Franken günstig und gut gegessen.

01.07.2017 Unteroestheim – Schnelldorf – Rothenburg ob der Tauber

Zuwegung vom Gästehaus zum Wasserscheideweg: 1,7 km

Etappe des Wasserscheidewegs: 18,3 km

Gesamt: 20 km

Höhenmeter: 401

Dauer (incl. Pausen): 4 ½ Stunden

Heute steht die letzte Etappe an. Die Verdunklung in unserem Zimmer ist sehr schlecht, daher sind wir früh wach. Das Frühstück ist ordentlich. Um 08:40 Uhr sind wir bereits fertig zum Aufbruch. Leichter Nieselregen hat sich wieder breitgemacht, dieser hält für ca. 1 Stunde an. Danach bleibt es bedeckt, kühl und windig.

Die heutige Etappe führt fast komplett durch Wald. Der Wald ist allerdings abwechslungsreich und zum größten Teil naturbelassener Wildwald. Bereits früh zu Beginn der Tour erreichen wir den Gailnauer Berg. Hier gab es in den 50er Jahren einen ausgedehnten Erdrutsch, bei dem große Schilfsandsteinplatten abbrachen und auf einer Höhe von 10 Metern, einer Breite von 20 Metern und einer Länge von mehr als 200 Metern ins Tal krachten. Die steile Abrisskante ist noch heute erdrutschgefährdet.

Der Weg führt nun am Waldhang entlang, zur Rechten teils schroffe Steilhänge. Wir kommen sehr zügig voran, durch das kühle Wetter und das Fehlen von Ausblicken, an denen man verweilt. Über 4 km/h ist schon ein ordentliches Tempo.

Dann wird der Weg etwas ruhiger und führt uns über breite Forstwege zum Erlensee kurz vor Schnelldorf. Die A6 wird unterquert und dann führt der Weg durch das langgestreckte Schnelldorf zu den Bahngleisen. In der Nähe des Bahnhofs können wir unser Gepäck bei einer Privatperson wieder in Empfang nehmen, etwa 300 Meter müssen wir es nun noch schleppen.

Der Zug nach Ansbach fährt nur alle 2 Stunden, so haben wir genügend Zeit um unsere Wegzehrung zu essen und uns ein wenig zu erholen. Innerhalb von 20 Minuten bringt uns der Zug dann für gute 8 Euro pro Person zurück nach Ansbach, wo unser Auto auf uns wartet. Eine gute halbe Stunde später treffen wir dann auch bereits um 15:40 im Bayerischen Hof in Rothenburg ein, ein sehr hübsches, sauberes Hotel mit guten Zimmern und einer sehr netten Besitzerin.

Zum Essen hatten wir sicherheitshalber (es ist Samstag und in Rothenburg Volksfest) einen Tisch in einer Pizzeria in der Nähe unsere Hotels reserviert. Das Café Michelangelo ist ein besserer Italiener mit sehr guten Speisen und einer etwas ausgefalleneren Speisekarte. Der Service kommt in der Qualität jedoch nicht an das Essen heran. Eine Frechheit ist die Auspreisung eines Cognacs auf der Karte für 7,90 Euro (0,02!). Auf Rückfrage, welcher Cognac das denn wäre, wurde mir ein Hennessy Fine de Cognac angeboten. Der sollte selbst in guten Lokalen bei nicht mehr als 4 Euro liegen.

02.07.2017 Rothenburg ob der Tauber

Rundweg: ca. 10 km

Heute ist die Stadterkundung angesagt. Das Frühstück ist klein, aber in Ordnung, wir vermissen ein wenig Quark oder Früchtejoghurts in der Auswahl. Das Wetter ist den ganzen Tag bedeckt, selten mal ein paar Tropfen, zum Nachmittag erreicht uns auch mal der ein oder andere Sonnenstrahl.

Durch das Rödertor entern wir die alte Innenstadt mit tollen Fassaden, alten Häusern und viel Kopfsteinpflaster. Auf dem Rathausplatz ist bereits der Bär los, Touristen soweit das Auge reicht. Ein paar Meter in die Nebengassen hinein ist aber immer schon deutlich weniger los. Bewegung liegt nicht so sehr in der Natur der meisten Touristen.

Geradeaus erreichen wir die alte Burganlage, nur noch sehr wenige Gebäudereste stehen hier, das Meiste ist eine gepflegte und wunderschöne Parkanlage. Von den Rändern hat man Ausblicke auf das Taubertal und insbesondere nach Süd-Osten auf den langgestreckten Teil der Altstadt. Zurück am Eingang zur Burganlage wenden wir uns nach links durch einen alten Klostergarten zur Sankt Wolfgangs-Kirche, eine alte Wehrkirche mitten in den Wehranlagen gebaut mit unterirdischen Kasematten. Diese und die Wehranlagen kann man für 2 Euro pro Person besichtigen.

Über die begehbare Stadtmauer wandern wir dann ein Stück weiter bis zum Pulverturm am Schrannenplatz. Durch die Heugasse an der St. Jakobskirche vorbei kreuzen wir erneut den Rathausplatz und wenden uns den süd-östlichen Teilen der Innenstadt zu. Wir stromern langsam die Schmiedgasse entlang. Am Gasthof Glocke legen wir eine kurze Pause ein und in dem dazugehörigen Laden probieren wir ein bisschen lokalen Wein, denn die Glocke ist nicht nur ein Restaurant und Hotel, sondern die Betreiber besitzen auch den südlichsten Weinberg von Franken und sind in Rothenburg das einzige lokale Weingut.

Durch die Spitalgasse geht es aus der Stadt heraus und über den Taubertalweg außerhalb der Stadtmauern langsam bergab. Wir laufen durch ein paar Weinberge, die sich hier eng an den Hang pressen. Hinter der Burganlage steigen wir nach links ins Tal der Tauber ab. Das Tal ist an dieser Stelle eng und an beiden Seiten steil ansteigend, wir laufen entlang der Tauber in Flussrichtung bis zu dem Wiesenbiergarten „Bronnenmühle“. Hier stehen sehr locker aufgestellte Tische und Stühle auf einer wilden Wiese direkt an der Tauber. Auf einer kleinen Bühne findet gerade der Soundcheck zweier Singer-/Songwriter statt, die um 15 Uhr ihren Auftritt haben. Es gilt Selbstbedienung und in der durchbrechenden Sonne schmeckt das Bier exzellent. Dazu gibt es zur Stärkung eingelegten Schafskäse mit Tomaten, Gurken und Zucchini, dazu leckeres Graubrot. Herz was willst du mehr?

Nach der Stärkung wenden wir uns hinter der Gaststätte den Hang wieder hinauf und nach kurzem, aber heftigem Aufstieg haben wir die Stadtmauern erreicht. Erst einmal geht es zurück ins Hotel, die Füße müssen sich von dem ganzen Asphalt und dem Kopfsteinpflaster erholen.

Am Abend essen wir dann im Gasthof Rödertor zu Abend. Ein Lokal für Kartoffelspezialitäten mit ordentlichem, aber nicht besonderem Essen.

03.07.2017 Röttingen und Taubertal

Rundweg: ca 4 km

Nach dem Frühstück geht es heute mit dem Auto durch das Taubertal nach Röttingen. In Rothenburg ist das Tal noch sehr eng und die Hänge steil, im weiteren Verlauf weitet sich das Tal immer mehr und die Anstiege werden weicher. Kurz vor Röttingen beginnen die ersten Weinberge auf der rechten Seite der Tauber. Röttingen selber ist dann der erste echte Weinort der Tauber. Wir besuchen in Röttingen insgesamt drei Winzer (Weingut Hofmann, Poth und Engelhardt). Überall werden wir freundlich empfangen und ich kann mich nach Herzenslust durch den Wein hindurchprobieren. Natürlich landet einiges auch in Flaschenform in unserem Kofferraum.

Das Weingut Engelhardt liegt im kleinen Ortszentrum an der Kirche und wir lassen das Auto dort stehen. Zu Fuß verlassen wir durch einen Rest der alten Stadtmauer die Stadt, queren die Bundesstraße und wenden uns nach links in die Weinberge. Steil geht es hinauf, bis wir einen Höhenweg erreicht haben. Durch die Weinberge wandern wir bei prallem Sonnenschein in Richtung Tauberrettersheim. Hier steigen wir wieder ins Tal hinab und überqueren die Tauber am Landgasthof zum Hirschen. Dieser hat leider nur eine opulente Mittagskarte, Kleinigkeiten wie ein Obatzda nach dem uns der Sinn stehen würde, sind erst ab 14 Uhr erhältlich. So bleibt es bei einem Getränk auf der Terrasse.

Der Rückweg nach Röttingen führt uns im Taubertal entlang des Rad- und Wanderweges durch Wiesen und Felder. Wirklich eine schöne Gegend.

Auf dem Rückweg nach Rothenburg halten wir am Gasthaus Holdermühle an, ein kleiner Restaurations-Betrieb vor allem für die vielen Radfahrer, die den Taubertal-Radwanderweg nutzen. Hier bekommen wir unseren Obatzda zur Stärkung und Überbrückung bis zum Abendessen.

Zurück im Hotel ruhen wir uns noch ein wenig aus und abends ziehen wir dann noch einmal in die Innenstadt. Dieses Mal haben wir uns das Restaurant Glocke ausgesucht. Dieses bietet in urigen Räumen etwas gehobene fränkische Küche, dazu einen guten Müller-Thurgau aus eigenem Anbau.

Eine letzte Nacht im Hotel und am nächsten Morgen fahren wir nach dem Frühstück ohne größere Staus gemütlich wieder nach Hause. Ein sehr schöner und erholsamer Wanderurlaub ist zu Ende.